Erfolgreiche Inklusionsprojekte
Stadt Wien, IV-Wien und REiNTEGRA stellen Kooperationsmöglichkeiten für Unternehmen vor
Jeder vierte Mensch ist mindestens einmal im Leben von einer psychischen Erkrankung betroffen. Für viele Betroffene geht damit ein dauerhafter Verlust des Arbeitsplatzes einher. Zugleich sind es gerade aktive Beschäftigungsverhältnisse und das Gefühl, weiterhin „gebraucht zu werden“, die Menschen eine Perspektive geben. Die zur Stadt Wien gehörende gemeinnützige Gesellschaft REiNTEGRA setzt sich seit über 30 Jahren für die berufliche Rehabilitation Betroffener ein und kann bereits auf eine Reihe erfolgreicher Inklusionsprojekte mit der Wirtschaft verweisen.
Um diesen Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Sozialwesen weiter zu intensivieren, hat REiNTEGRA in Kooperation mit der Industriellenvereinigung Wien eine „Inklusionsbroschüre für Unternehmen“ erstellt. Diese wurde heute von Gesundheits- und Sozialstadträtin Sonja Wehsely und Wolfgang Hesoun, Präsident der IV-Wien, gemeinsam mit Stefan Brinskele, Geschäftsführer von REiNTEGRA, präsentiert. Die Broschüre bietet einen Überblick über erfolgreiche Inklusionsprojekte, die REiNTEGRA bereits gemeinsam mit in Wien ansässigen Unternehmen realisiert hat.
Anhand konkreter Praxisbeispiele werden in der Broschüre vier Kooperationsmodelle vorgestellt. Sie zeigen die Möglichkeit des Insourcings (Arbeitskräfte von REiNTEGRA sind im jeweiligen Betrieb tätig), des Outsourcings (Fertigungsarbeiten werden in den Werkshallen von REiNTEGRA durchgeführt), des IT-Recycling (Verwertung und Wiederverkauf von Hardware) und von Praktikumsplätzen auf. Dabei kommen sowohl Führungskräfte der jeweiligen Unternehmen als auch psychisch erkrankte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Wort.
Brückenschlag zwischen Wirtschaft und Sozialwesen
„Die Inklusion von Menschen mit psychischen Erkrankungen in die Arbeitswelt ist wichtig wie nie zuvor. Arbeit zu haben und einer regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen, ist für jeden Menschen Teil des Lebens und der persönlichen Identität. Für die Wiener Gesundheitspolitik ist es daher besonders wichtig, Menschen mit psychischen Erkrankungen eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Perspektive zu bieten. Ein aktiver Partner aus der Wirtschaft, wie die Industriellenvereinigung Wien, ist dabei essentiell. Die Inklusionsbroschüre bietet Unternehmen einen Leitfaden mit unterschiedlichen Kooperationsmodellen. Mit ihrer Bereitschaft, psychisch erkrankten Menschen Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten, sorgen Unternehmen dafür, dass die Brücke zwischen Wirtschaft und Sozialwesen weiter ausgebaut wird“, erläutert dazu Stadträtin Wehsely.
Stärkung für Arbeits- und Wirtschaftsstandort Wien
IV-Wien-Präsident Hesoun betont die Wichtigkeit einer solchen Initiative für den Industriestandort Wien: „Als drittgrößter Produktionsstandort Österreichs beherbergt Wien über 8.000 Unternehmen aus dem produzierenden Bereich mit gesamt rund 137.000 Beschäftigten, die inklusive ihrer gesamtwirtschaftlichen Effekte 26% der Wertschöpfung der Bundeshauptstadt erwirtschaften. Die produzierenden Unternehmen bieten daher eine besondere Vielfalt an Berufsmöglichkeiten, weshalb die IV-Wien und ihre Mitglieder ideale potenzielle Partner für REiNTEGRA darstellen. Die Industrie trägt soziale Verantwortung, wozu unter anderem auch die berufliche Reintegration psychisch erkrankter Menschen zählt. Gelingen wird uns dies jedoch nur, indem wir gemeinsam Tabus brechen, Ängste nehmen und betroffenen Menschen Zuversicht für ihre Zukunft geben. “
Bisher bereits 29.000 Aufträge abgewickelt
Dass acht von zehn der von REiNTEGRA betreuten psychisch erkrankten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Rückkehr ins Berufsleben wünschen, zeigt eine jährlich von der gemeinnützigen Gesellschaft durchgeführte Evaluationsstudie. „Die Motivation ist vorhanden, ein Großteil der Betroffenen will arbeiten. Daher haben wir für die Unternehmen Kooperationsmodelle entwickelt. Die klare Botschaft an die Wirtschaft ist, von diesen Angeboten und unserem Know-how in der beruflichen Rehabilitation Gebrauch zu machen“, so Brinskele.
Der REiNTEGRA-Geschäftsführer verweist in dem Zusammenhang auf Erfolgskennzahlen: So hat
die Gesellschaft seit Bestehen rund 29.000 Aufträge für Unternehmen in den eigenen Werkstätten in Floridsdorf oder in den jeweiligen Betrieben abgewickelt. 2.400 Kunden aus der Wirtschaft und dem öffentlichen Bereich haben bisher die Dienstleistungen genutzt.
Die Kooperationsmodelle im Überblick:
Insourcing
Bei der iSi GmbH arbeiten im Werk in Wien Floridsdorf psychisch erkrankte Arbeitskräfte von REiNTEGRA in der Produktion Seite an Seite mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von iSi in der Herstellung und Verpackung von Fertiggeräten. Seit Start im Jahr 2007 wurde die Kooperation sukzessive ausgebaut. Heute stellen bei iSi 41 Arbeitskräfte von REiNTEGRA 300 unterschiedliche Artikel her. Unternehmen haben die Möglichkeit, in Kooperation mit REiNTEGRA ein solches Modell auch in ihrem Betrieb zu realisieren.
Outsourcing
Die Electropalast GmbH in Wien Simmering vertraut bei der Leuchtenmontage seit über zehn Jahren auf REiNTEGRA. Bauteile für Beleuchtungskörper werden von psychisch Erkrankten in den Werkshallen der Gesellschaft montiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gruppe „Industrie-Handwerk“ bei REiNTEGRA leisten je nach Auftrag Montage-, Verpackungs-, Sortier- und Schlichtarbeiten.
IT-Recycling
Seit 2010 wird in der Wiener Niederlassung der gemeinnützigen Gesellschaft AfB Hardware recycelt und wiederverkauft. Dabei werden auch psychisch erkrankte und von REiNTEGRA betreute Menschen beschäftigt. Unternehmen können durch zur Verfügungstellung nicht mehr benötigter Hardware einen Beitrag leisten.
Praktika
Diese sind ein möglicher erster Schritt für psychisch erkrankte Menschen, um am Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen. Die Gemeinnützige Bau- und Wohnungsgenossenschaft Wien-Süd eGenmbH ist eines der ersten Unternehmen, die einen solchen Praktikumsplatz zur Verfügung gestellt haben.
Neben der „Inklusionsbroschüre für Unternehmen“ bietet REiNTEGRA eine Infoline unter +43 1 4000-53 333 oder unter infoline@reintegra.at.
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Wehsely/ Hesoun: Psychisch erkrankten Menschen eine berufliche Perspektive geben
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